Für unser Stadtarchiv - und damit auch für unseren Verein - stehen die kommenden Monate unter ganz besonderen Vorzeichen, denn es gilt, an die Ersterwähnung des Archivs vor 775 Jahren zu erinnern und dies in unserem Programm gebührend zu würdigen.
Unser Jahresauftakt führt uns deshalb thematisch zurück ins Hochmittelalter:
Als sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts der Stadtwerdungsprozess vollendete, in dessen Folge die Stadt das Archiv einzurichten begann, drückte sich dies auch im Ausbau einer turm- und torbewehrten Stadtmauer aus, deren Reste bis heute beeindrucken.

Unter den Torburgen der mittelalterlichen Neusser Stadtbefestigung kam dem Rheintor einst besondere Bedeutung zu.
Seine exponierte Lage in der Nordostecke der Stadt, direkt am Erftkanal, machte es zu einem neuralgischen Punkt im Verteidigungsring. Es verwundert deshalb nicht, dass das Rheintor bei der Belagerung 1474/75 immer wieder im Mittelpunkt des Kampfgeschehens stand. Hatte sich das gewaltige Bollwerk damals trotz schwerer Zerstörungen noch als unüberwindbar erwiesen, wurde es im Truchsessischen Krieg 1585/86 dann gleich zwei Mal zum Einfallstor feindlicher Truppen. Damit setzte letztlich auch der weitere Niedergang ein, denn die mittelalterlichen Befestigungen verloren im Verlauf des 17. Jahrhunderts mehr und mehr ihre Funktion. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schließlich trieb die Stadtverwaltung den Abbruch der verfallenen „Altertümer“ massiv voran; das Rheintor machte 1816 den Anfang. Nur das Obertor wurde am Ende verschont. Zu Beginn der 1970-er Jahre - in der Hochzeit der Flächensanierung innerstädtischer Quartiere - verschwanden denn auch die letzten baulichen Reste des Rheintors sang- und klanglos von der Bildfläche. Als Namensgeber fungiert es freilich bis heute - sei es für eine Straße, ein Parkhauses oder eine orthopädischen Klinik. Grund genug also, sich auf Spurensuche zu begeben.